Man unterscheidet zwischem Psychologischen und Ärztlichen Psychotherapeuten.
Entgegen der weit verbreiteten Annahme, geht es heutzutage in der Psychotherapie nicht unbedingt darum, verdrängte Erinnerungen aufzudecken, nach frühen Traumata zu forschen und in der Vergangenheit zu wühlen.
Der Psychiater Irvin D. Yalom schreibt in seinem Buch “Die Liebe und ihr Henker & andere Geschichten aus der Psychotherapie“:
„Aber mit den Jahren habe ich gelernt, dass die Aufgabe des Therapeuten nicht darin bestehen kann, den Patienten zu gemeinsamen archäologischen Ausgrabungen zu motivieren. Wenn es jemals Patienten gab, denen auf diese Weise geholfen wurde, dann nicht, weil man jenen falschen Weg gesucht und gefunden hat (ein Leben scheitert nicht deshalb, weil es hier und da Fehlentwicklungen gegeben hat; es scheitert, weil die Grundrichtung falsch ist). Nein, Ein Therapeut hilft seinen Patienten nicht, indem er in dessen Vergangenheit herumstöbert, sondern indem er am Hier und Jetzt dieses Menschen teilnimmt, sein Vertrauen gewinnt und ihm echtes Interesse entgegenbringt; und indem er darauf vertraut, dass der Patient durch die gemeinsame Arbeit schließlich erlöst und geheilt wird.“
siehe auch:
Können gute Freunde einen Psychotherapeuten ersetzen?
Irvin D. Yalom schreibt dazu in seinem Buch “In die Sonne schauen - Wie man die Angst vor dem Tod überwindet“: „Ich habe häufig die Frage gehört: Braucht ein Mensch einen Therapeuten, wenn er oder sie enge Freunde hat? Enge Freunde sind wesentlich für ein gutes Leben. Wenn jemand von guten Freunden umgeben ist oder, treffender ausgedrückt, die Fähigkeit hat, dauerhafte intime Beziehungen zu formen, ist es viel weniger wahrscheinlich, dass er einer Therapie bedarf. Worin besteht dann der Unterschied zwischen einem guten Freund und einem Therapeuten? Gute Freunde (oder der Friseur, Masseur oder persönliche Trainer) können solidarisch und einfühlend sein. Gute Freunde können liebende und sorgende Vertraute sein, auf die man in Zeiten der Not zählen kann. Doch es bleibt ein großer Unterschied: Nur bei Therapeuten ist es wahrscheinlich, dass sie einem im Hier und Jetzt begegnen. […]
In den Therapiestunden ist das Hier und Jetzt eine Fokussierung darauf, was zwischen Therapeut und Patient in der unmittelbaren Gegenwart geschieht, es richtet sich nicht auf die historische Vergangenheit des Patienten (das Dort und Damals) oder auf das aktuelle Außenleben des Patienten (das Dort und Jetzt).“